Unser Schulhund Lexi

Eine Schäferhündin

Was ist ein Schulhund?

Ein Schulhund ist ein speziell für dieses Umfeld ausgesuchter Hund, der von Geburt an entsprechend seines Alters und seiner späteren Aufgaben ausgebildet wird. Da er in Schulklassen eingesetzt werden soll, ist er ein besonders ruhiger, gut erzogener Hund, der einen hohen Stresspegel ertragen kann, ohne Zeichen von Aggression zu zeigen. Er begleitet die Lehrperson, die gleichzeitig sein Halter und Trainer ist, regelmäßig im Unterricht. Als Team tragen beide dazu bei, den Lernprozess der Schüler positiv zu beeinflussen und deren Sozialkompetenz und körperliches Wohlbefinden im Gesamtsystem Schule zu fördern.

Wieso eignet sich Lexi als Schulhund?

Lexi ist am 26. März 2018 geboren. Loba, die vorherige Schulhündin, war verstorben und ich war auf der Suche nach einem guten Züchter in der Region. Als ich bei meiner Hundeschule nachfragte, baten sie mich ins Haus und zeigten mir 10 kleine fünf Wochen alte Schäferhunde. Da ich mit Loba immer gerne zur Hundeschule gegangen bin und dies nicht zuletzt, weil mir die Menschen dort sehr sympathisch und hilfreich waren, sah ich diesen Zufall als Wink des Schicksals. Beide Elternteile von Lexi arbeiten in der Tierheilpraxis als Therapiehunde.
Der Vater ist ein altdeutscher Schäferhund und die Mutter eine osteuropäische Schäferhündin mit geradem Rücken. Beide kommen aus Arbeitslinien und sind sehr gut sozialisiert. Auch die Welpen wurden von Beginn an im Haus aufgezogen und hatten intensiven Kontakt zu Menschen und vor allem Kindern. Diese Aufzuchtmethode wurde bewusst gewählt, um bereits im Welpenalter die Weichen für einen gut sozialisierten Familien- oder auch Therapiehund zu stellen. Nach mehreren Besuchen durfte Lexi mit 8,5 Wochen bei uns einziehen. Sie lernt sehr schnell, ist sehr ausgeglichen, zufrieden und freundlich. Zudem geht sie schon mit viel Freude in die Schule.
 

Besondere Eignung des Hundes für die Arbeit in der Schule

Gerade Hunde eignen sich besonders für die tiergestützte Arbeit in der Schule, da sie aufgrund ihrer Größe ein geeignetes Gegenüber für die Kinder darstellen. Als Felltier haben Hunde einen entsprechenden Aufforderungscharakter, der gleichzeitig unter hygienischen Gesichtspunkten leicht handhabbar ist. Hände waschen genügt. Ihr Verhalten ist gut lenkbar und kann kontrolliert für Lernsequenzen genutzt werden. Damit ermöglicht der Mensch dem Tier ein artgerechtes Leben, da Hunde gerne Aufgaben für ihren Menschen erledigen. Der Hund verfügt über eine eigene ausgeprägte nonverbale Körpersprache und ist selbst in der Lage, die Körpersprache der Schüler zu deuten und darauf adäquat zu reagieren.  

Folgende Kompetenzen werden zudem im Umgang mit Hunden gefördert:

 
Förderung des Selbstwertgefühls
  • Vorbehaltlose Akzeptanz, unabhängig von jeglicher menschlicher Bewertung
  • Vermittlung von Zuneigung, Sicherheit, Geborgenheit und Wärme
 
Förderung des Verantwortungsbewusstseins
  • Erfüllen täglicher Rituale (versorgen, ausführen, spielen, …)
Förderung der Kommunikation
  • Erlernen und Erkennen von Gestik und Mimik
  • eindeutige und klare Kommandos erteilen
  • Kommunizieren ohne Lautsprache
  • uneingeschränktes Anvertrauen von Erlebnissen und Gefühlen
  • regt zur Kommunikation an
  • hört geduldig zu
Förderung der sozialen Beziehungsfähigkeit
  • Entwicklung von Empathiefähigkeit
  • Rücksichtnahme und Respekt
  • erleichtert Kontaktaufnahme zu anderen Menschen
  • im Kontakt mit einem Hund erlernen Kinder Einfühlungsvermögen und Toleranzfähigkeit gegenüber Andersartigkeit und Individualität
  • reagieren auf die Stimmung des Menschen und spiegeln seinen emotionalen Zustand wider
  • Regeln werden akzeptiert und eingehalten
  • ablehnendes Verhalten seitens des Hundes wird bereitwillig akzeptiert
 
Förderung der Motorik und Wahrnehmung
  • ermutigt zu konstanter Bewegung und Aktivität
  • löst Muskelverspannungen
  • Förderung der taktilen Wahrnehmung durch das Streicheln und Anfassen
  • Förderung visueller, auditiver und olfaktorischer Wahrnehmung
Förderung der Lebensfreude
  • Beobachten und Interpretieren tierischen Verhaltens
  • setzt Endorphine im Körper frei
  • Sorgen und Kummer rücken in den Hintergrund
  • Interaktion wird als lustvoll empfunden
   

 

Chancen und Grenzen eines pädagogischen Einsatzes

Der Einsatz des Hundes fördert die Fremd- und Selbstwahrnehmung des Kindes. Das Selbstwertgefühl kann gesteigert werden, da der Hund nicht beurteilt, sondern vorbehaltlos auf Kinder zugeht. Ebenso kann das Bedürfnis nach Körperkontakt und sozialer Nähe durch die Anwesenheit des Hundes aufgefangen und gestützt werden, indem der Hund z.B. die Möglichkeit des Anfassens bietet. Viele Kinder freuen sich besonders an Tagen, an denen der Hund anwesend ist auf die Schule und berichten an solchen Tagen vom Schulalltag, auch wenn sie sonst nicht gerne darüber sprechen. Der Hund bietet viel Gesprächsstoff. Durch Anfassen und Beschäftigung mit dem Hund können Kinder nochmals eigene Körpererfahrungen sammeln, lernen auch ihre Grenzen kennen und werden sich bewusst, dass ein Hund als Tier doch andere Dinge beherrscht, als ein Mensch. Auch wird durch den Einsatz des Hundes neben dem richtigen Umgang mit einem Hund das Verantwortungsbewusstsein geschult. Der Hund braucht zum Beispiel genau wie die Kinder etwas zu Trinken.
 

Einsatz des Hundes in Beratungssituationen

In der seelsorglichen Beratungstätigkeit kann der Schulhund eine sogenannte Brückenfunktion übernehmen. Als Vermittler zwischen Kind und Beraterin erleichtert er dem Kind das Sprechen über sich und seine Sorgen. Im Umgang mit dem Tier als Identifikationsobjekt lassen sich eigene Gefühle, Schwierigkeiten und Konflikte kontrolliert ausleben. Die Bereitschaft, sich nach einem Streit wieder zu vertragen, steigt angesichts des Hundes, der sich von Streithähnen lieber fernhält. Es gibt aber auch Grenzen, die zu beachten sind. Ein Hund kann nicht in gleicher Weise auf jedes Kind wirken. Er darf nicht als Allheilmittel verstanden werden. Nicht jedes Kind lässt sich auf einen Hund ein, manche Kinder mögen Hunde nicht, oder nicht so gerne. Daher ist es wichtig, die Begegnung mit dem Hund als Angebot an das Kind zu verstehen. Das Kind entscheidet selbst über den Nutzen eben dieses. Auch ist darauf zu achten, dass der Hund nicht als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen dient.
 

Vorbeugung von Risiken

Der Hund muss gezielt ausgebildet werden und eine gute Bindung zu seiner Halterin aufweisen. Auch ist darauf zu achten, dass der Hund genügend Ruhephasen bekommt und Anzeichen von Überforderung sofort erkannt werden. Für die Kinder muss es eindeutige Regeln im Umgang mit dem Hund geben und es muss unbedingt auf dessen Einhaltung geachtet werden. Weiterhin muss der Hund artgerecht gehalten und gepflegt werden. Regelmäßige Tierarztbesuche sind unerlässlich. Wird auf all das geachtet, überwiegt der Nutzenfaktor den Risikofaktor!
 

Erfahrungen anderer Lehrer und wissenschaftliche Untersuchungen

Laut Untersuchungen von Britta Ortbauer bewirkt schon die regelmäßige Anwesenheit eines Hundes im Klassenverband (freie Interaktion) erstaunliche Veränderungen:
  • Schüler gehen lieber zur Schule
  • Außenseiter werden aus ihrer Isolation geholt
  • Auffälligkeiten reduzieren sich
  • Positive Sozialkontakte werden gefördert
  • Lehrer werden mehr beachtet
„Ein klarer Hinweis, dass Hunde soziale Integration und Lernbereitschaft fördern“
Positive Effekte, die der Lehrer Herr Retzlaff bei seinen Schülern beobachtet hat, hat der Biologe Kurt Kotrschal von der Konrad Lorenz Forschungsstelle im österreichischen Grünau kürzlich wissenschaftlich nachgewiesen. In einer Wiener Volksschulklasse mit hohem Immigrantenanteil filmte Kotrschal die zehn- bis zwölfjährigen Schüler im Unterricht – vier Wochen mit Hund, vier Wochen ohne. Das Ergebnis: Die Anwesenheit der Hunde ließ introvertierte, ängstliche Kinder häufiger aus ihrer Isolierung treten, während sie hyperaktive und reizbare Schüler beruhigte. „Es gab signifikant weniger aggressive Auseinandersetzungen“, sagt Kotrschal. Die Hunde brachten zwar mehr Unruhe in die Klasse – doch die schlug sich letztlich in einer wesentlich stärkeren Aufmerksamkeit für den Lehrer nieder. Eine parallele psychologische Untersuchung der Universität Wien, die die Hundeklasse mit einer anderen Klasse verglich, zeigte zudem eine größere Schulzufriedenheit und geringere Fehlzeiten. „Ein klarer Hinweis, dass Hunde soziale Integration und Lernbereitschaft fördern“, sagt Kotrschal. Die „Eisbrecherfunktion“ von Hunden lobt auch Erhard Olbrich, Psychologe an der Universität Erlangen-Nürnberg und Experte für „tiergestützte Pädagogik“: „Tiere wecken unsere Empathie. Die Rücksicht, die man ihnen entgegenbringt, wirkt zurück auf die gesamte Atmosphäre.“ So ein spannender Hund bringe Neugierde und Kreativität in den Unterricht zurück. „Das kann ein guter Lehrer für sich nutzen.“
 

Petra Frief, Lehrerin/Beratungslehrerin der IGS Rodenberg 2020